Holländische Verteidigung

Alles Käse?

Die Holländische Verteidigung ist nach dem Herkunftsland des Schachspielers Elias Stein benannt, der sie Ende des 18.ten Jahrhunderts in seinem Schachbuch näher erläuterte. Charakterisiert ist sie durch die Anfangszüge 1. d4 f5 und folgender Ausgangsstellung:

Holländisch.

Man erahnt den Plan von Schwarz. Es geht um die Beherrschung des Zentrumsfeldes e4, eventuell um dort später einen Springer platzieren zu können. Der Zug hilft aber nichts um Figuren zu entwickeln. Einziger Vorteil vielleicht, dass man den Springer nach f6 bringen kann, ohne dass die Figur dem eigenen f-Bauern im Weg rumsteht. Rechtfertig das aber die luftige Königsstellung? Ich als schwarzer König hätte schon so meine Bedenken, dass mal eine weiße Dame auf h5 auftaucht.

Vielleicht auch einer der Gründe, weshalb man die Eröffnung doch eher auf gehobenen Klubniveau sieht und nicht so sehr im Spitzenschach. Man tut der Eröffnung damit aber ein wenig Unrecht. Schwarz will ja gerade das Spiel am Königsflügel, möchte gerade dort die Figuren sammeln und angreifen. Und Weiß wird entsprechend eher mit dem e- und d-Bauern vormarschieren, Linien öffnen und am Damenflügel angreifen. Schauen wir uns ein paar typische Varianten an, damit wir ein Gefühl für diese Eröffnung bekommen.

Weiß könnte aggressiv mit einem Gambit reagieren und 2. e4 spielen, völlig egal, ob Schwarz das Feld eigentlich kontrollieren wollte. Und nach 2. ... fxe4 3. Sc3 Sf6 4. Lg5 haben wir folgende Stellung, in der Schwarz seinen Mehrbauern gerade noch so verteidigt und Weiß eine schöne Initiative hat und gut seine Figuren entwickeln kann:

Holländisch.

Oder mehr die Klassische Variante, in der Weiß 2. c4 spielt und auf dem Königsflügel fianchettiert. Nach 2. ... Sf6 3. g3 e6 4. Lg2 erhalten wir folgende Stellung, in der wir gut den Plan erkennen können wie Weiß seine Figuren in Stellung bringen möchte:

Holländisch.

Und nach 4. ... Le7 5. Sf3 0-0 6.0-0 d6 erkennt man auch gut, wohin Schwarz seine Figuren ausrichten will:

Holländisch.

Gut spielbar, wenn auch etwas aus der Mode, wäre 6. ... d5, was Stonewall, also Steinmauer, genannt wird:

Holländisch.

Diese V-förmige Bauernformation (hier: d5-e6-f5) wird Stonewall genannt, weil sie kaum einzureißen ist. Die Mitte ist im Prinzip festgelegt, keine Seite kann da durchbrechen, beide müssen versuchen um sie herum anzugreifen. Gerade die weißfeldrigen Läufer verlieren bei dieser Bauernstruktur massiv an Wirkung. Es wäre ein echter Gewinn solch einen schlechten Läufer gegen einen guten Springer des Gegners zu tauschen.

Eine weitere Variante ist von Bedeutung, das Leningrader System. Es entsteht nach den Zügen 1. d4 f5 2. c4 Sf6 3. g3 g6 4. Lg2 Lg7 5. Sf3 und folgender Stellung:

Holländisch.

Man erkennt den geänderten Ansatz von Schwarz. Der Bauer auf f5 wird durch g6 unterstützt und der Läufer nicht in der Mitte platziert um zum Königsflügel zu zeigen, sondern mit Fianchetto auf g7 gestellt um Druck auf die Mitte auszuüben. Insgesamt etwas dynamischer und flexibler und nicht so statisch wie bei der Klassischen Variante oder gar beim Stonewall.


Fazit: Die Holländische Verteidigung sorgt fast immer für ein sehr dynamisches Spiel, bei kaum einer Eröffnung ist die Remiswahrscheinlichkeit geringer.