Königsgambit, angenommen

Königliche Gaben.

Bei einem Gambit opfert man Material, zumeist einen Bauern, um einen Entwicklungsvorsprung zu erlangen. Oft sind es scheinbare Opfer, weil man das Material später zurückgewinnt, es sei denn, der andere ist zu gierig, hält krampfhaft am Vorteil fest und handelt sich dadurch eine richtig schlechte Stellungen ein. Beim Königsgambit opfert Weiß den f-Bauern am Königsflügel, woher auch der Name stammt. Nach den Zügen 1. e4 e5 2. f4 haben wir die Ausgangsstellung:

Angenommenes Königsgambit.

Der Bauer auf f4 ist ungedeckt. Schwarz kann ihn also einfach schlagen. Damit wird jedoch der schwarze e-Bauer zur Seite abgelenkt und Weiß beherrscht mit seinem Bauern das Zentrum; umso mehr, wenn er später noch zu d4 kommt. Zusätzlich öffnet Weiß die f-Linie für seinen Turm, z.B. nach der kurzen Rochade, und kann die Linie zum Angriff nutzen. Die Idee ist also im Prinzip 2. ... exf4 3. d4 und dann mit dem Läufer den Bauern zurückholen:

Angenommenes Königsgambit.

So einfach ist es aber leider nicht, weil die Schwarze Dame mit 3. ... Dh4+ ein ziemlich unangenehmes Schach gibt:

Angenommenes Königsgambit.

Weiß muss also auf die Diagonale h4-e1 sehr gut aufpassen, weil er sie mit 2. f4 doch ziemlich geschwächt hat. Und nicht nur diese, auch die Diagonale a7-g1 ist geschwächt, weil der f-Bauer vorgerückt ist. Was sind also bessere Varianten im angenommenen Königsgambit mit 2. ... exf4, auf das wir uns hier beschränken wollen? Am zweitbeliebtesten ist das Königsläufergambit mit 3. Lc4, eine relativ aggressive und riskante Variante mit folgender Ausgangsstellung:

Angenommenes Königsgambit.

Der Läuferzug erlaubt jetzt natürlich wieder 3. ... Dh4+ und Weiß verliert mit 4. Kf1 die Rochade:

Angenommenes Königsgambit.

Doch so ganz schlecht ist das nicht für Weiß, kann er doch als nächstes mit Sf3 die schwarze Dame jagen und mit d4 das Zentrum besetzen. Es gibt auch eine Lightversion, das eingeschrängte Königsläufergambit mit 3. Le2 und folgender Stellung:

Angenommenes Königsgambit.

Mit Abstand am häufigsten wird aber das Königsspringergambit mit 3. Sf3 gespielt, was den Bauern blockiert und das fiese Schach auf h4 verhindert:

Angenommenes Königsgambit.

Von hier hat Schwarz jetzt eine Vielzahl an Fortsetzungen, wir wollen uns einmal auf zwei typische Varianten beschränken. Zuerst die klassische Verteidigung, bei der Schwarz den gewonnenen Bauern mit 3. ... g5 verteidigt. Weiß kann jetzt mit 4. Lc4, 4. d4 oder 4. Sc3 fortsetzen, zumeist werden die vorgerückten Bauern aber sofort attackiert mit 4. h4, worauf Weiß vorbeizieht und mit 4. ... g4 den Springer bedroht:

Angenommenes Königsgambit.

Wohin soll jetzt der Springer? Im Allgaier-Gambit opfert er sich nach 5. Sg5 h6 6. Sxf7, die schwarze Königsstellung ist ziemlich zerstört:

Angenommenes Königsgambit.

Wenn man es nicht so wild mag, wählt man lieber das Kieseritzky-Gambit mit 5. Se5 und folgender Stellung:

Angenommenes Königsgambit.

In dieser Variante verlor einmal Bobby Fischer mit Schwarz eine Partie gegen Boris Spasski, was ihn so geärgert hat, dass er eine eigene Variante entwickelte, die genau diesen Zug 5. Se5 verhindern soll. Die Fischer-Variante fügt daher nach 1. e4 e5 2. f4 exf4 3. Sf3 zuerst den Wartezug 3. ... d6 ein, was zu folgender Stellung führt:

Angenommenes Königsgambit.

Nach 4. d4 kann man jetzt normal 4. ... g5 spielen oder nach 4. Lc4 schlicht 4. ... h6, beides gut spielbare Stellungen für Schwarz.


Fazit: Das Königsgambit steht exemplarisch für die romantische Phase des Schachs im 19.ten Jahrhundert, in der man sich nur so die Opferangriffe um die Ohren gehauen hat. Die "Unsterbliche" zwischen Adolf Anderssen und Lionel Kieseritzky ist genau solch ein Beispiel. Ob es die beste Eröffnung für Anfänger ist, kann man bezweifeln, ihr müsst sie aber definitiv kennen, damit ihr nicht unter die Räder kommt, wenn sie jemand gegen euch versucht.