Seekadettenmatt

Fesselung, Ahoi!

Ob sich die Oper "Der Seekadett" von Richard Genée aus dem Jahre 1876 lohnt, weiß ich nicht, sie soll durchaus lustig sein. Die darin vorkommende Schachpartie lohnt sich aber auf jeden Fall und war namensgebend für das Seekadettenmatt, ein Matt, das mittels Eröffnungsfalle herbeigeführt wird.

Es ist auch als "Legalls Matt" oder "Légals Matt" bekannt, da der französische Schachmeister Legall Mitte des 18.ten Jahrhunderts die Urversion gespielt haben soll. Er war einer der ersten, der mit Schachspielen seinen Lebensunterhalt verdiente und soll in dieser Partie als Vorgabe auf den Damenturm verzichtet haben. Preisgeld, Gegner und genaues Datum sind nicht überliefert, auch die Zugfolge soll leicht anders gewesen sein, die hier gezeigte ist jedoch logischer und lehrreicher.

Drei wichtige Punkte kann man aus dieser Partie lernen:

1. Das Matt muss nicht immer durch die Dame oder die Türme erfolgen, sondern kann auch sehr gut durch die Leichtfiguren herbeigeführt werden.

2. Gegnerische Figuren zu fesseln ist sehr gut. Wenn man die Chance dazu hat, sollte man sie auch nutzen. Aber nur wenn die Fesselung auf den König abzielt, dann ist die gefesselte Figur auch wirklich an seine Position gebunden. Bei allen anderen Fesselungen, z.B. auf die Dame, muss man immer aufpassen, dass sich die gefesselte Figur nicht plötzlich durch eine zwingende Aktion (Schachgebot, Mattangriff, etc.) befreien kann.

3. Lässt der Gegner einen einfach, scheinbar "ohne Not", eine Figur wegnehmen, dann wird er dies in den meisten Fällen nicht ohne Grund tun. Meistens ist die Figur "vergiftet", es ist also eine Falle. Seid niemals zu gierig! Überlegt ruhig zweimal! Spielt niemals zu schnell!

Doch nun zur Partie:

Nach den Zügen
1. e4 e5
2. Sf3 d6

haben wir die Philidor-Verteidigung auf dem Brett, was insofern sehr passend ist, da Legall auch als Lehrmeister Philidors gilt. Er soll Legall jedoch nach kurzer Zeit bereits weit überflügelt haben, was man auch daran sieht, dass der Name Philidor noch heute in Schachkreisen größte Bewunderung genießt, von einem Legall aber nur das Seekadettenmatt übrig blieb. Es folgt die Läuferentwicklung von Weiß und die Springerfesselung durch Schwarz:
3. Lc4 Lg4
Das sieht bisher sehr gut aus für Schwarz, er übersah jedoch, dass nach
4. Sc3 ...
der Springer auf f3 nicht mehr wirksam gefesselt ist und spielte:
4. ... h6
Jetzt kommt die "Befreiung" mit
5. Sxe5 ...
Der beste Weg wäre jetzt für Schwarz den Springer zu schlagen und den Läufer herzugeben:
5. ... dxe5
6. Dxg4 ...
Weiß hätte jetzt einen Mehrbauern und einen Stellungsvorteil, Schwarz sah aber nur die Dame und den Materialgewinn, was Weiß folgende schöne Mattkombination ermöglichte:
5. ... Lxd1??
6. Lxf7+ Ke7
7. Sd5#

Zusatzfrage: Was wären anstatt 4. ... h6 bessere Züge für Schwarz gewesen?