Schach ist kein Frauenfußball!

Submitted by drupaladmin on Sa, 05/19/2018 - 16:50

Objektiv betrachtet ist der Leistungsunterschied vom Frauenfußball zum Männerfußball sehr groß. Erst ab dem Level der Top-Frauennationalmannschaften kann man von einem guten Niveau reden. Ursache liegt darin, dass viel mehr Jungen und Männer Fußball spielen, der Pool aus dem die besten Spieler ausgewählt werden können, ist also viel größer. Und auch der körperlich athletische Unterschied ist natürlich gegeben, so dass es zu dem großen Leistungsunterschied im Fußball kommt.

Bedenkt man aber einmal wie unattraktiv der männliche Pressing- und Gegenpressing-Fußball heutzutage sein kann, wenn die Spieler gar nicht mehr die Zeit haben, Bälle anzunehmen und weiterzupassen, dann ist so manches Frauenfußballspiel viel attraktiver anzuschauen. Den "wahren" Fußball findet man demnächst vielleicht nur noch in den Frauenligen.

Wie sieht es im Schach aus? Warum gibt es dort aktuell mit Hou Yifan nur eine Frau in den Top 100? Haben die chauvinistischen Schachgroßmeister ala Bobby Fischer, Garry Karparov oder Nigel Short etwa Recht, dass das männliche Gehirn besser für Schach beeignet sei?

Völliger Unsinn! Spätestens seit Judith Polgar wissen wir, dass es nur vom Talent, Förderung, Wissen und Motivation abhängig ist. Alle drei Polgar-Schwestern wurden systematisch von klein auf trainiert und alle drei wurden fantastische Schachspielerinnen. Es kommt auf die Förderung an. Und dass man die Mädchen zum Schachspielen motiviert. Viel zu viele hören in der Jugend dann einfach wieder auf.

Wer dominiert heute das Frauenschach? Es ist eindeutig China, das die letzten drei Schachweltmeisterinnen stellte. Im aktuellen WM-Kampf setzte sich die Herausforderin Ju Wenjun nach 10 Runden mit 5,5 zu 4,5 Punkten gegen die bisherige Weltmeisterin Tan Zhongyi durch. Ju Wenjun, aktuell mit einem ELO von 2571 immerhin Position 350 der Weltrangliste, dominierte zwar den Wettkampf, es war aber nie langweilig, gerade anfangs ging es hin und her.

Herzlichen Glückwunsch und viel Glück für das KO-WM-Turnier mit 64 Spielerinnen, das auch noch für dieses Jahr angekündigt ist.

Euer Rafael.